Um dem Grauton der statischen Welt und deren angeeignete „Betonisierung“ entgegen zu wirken, ist bekanntlich „Farbe“ das perfekte Medium der Verwandlung! So entstand die Vision alle Teile der Gesellschaft mit Farbe und Lebendigkeit gezielt und dauerhaft zu infiltrieren.

Zusammen mit Steffi „Steph“ Peichal gehört Jascha Held zu dem 2003 in Mannheim gegründeten Street-Art-Kollektiv " Studio 68 ", das individuelle künstlerische Auftragsarbeiten und Wandgestaltungen von der Handanfertigung eines Entwurfes bis hin zur gestalterischen Großflächenbemalung in Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz umsetzt. Ihr Tätigkeitsfeld umfasst die Fassaden-, Wand-, KFZ- und die Leinwandgestaltung. Zu ihren Auftragspartnern zählen Privatpersonen, staatliche Institutionen sowie auch Firmen und andere Kunstlabels. Dabei handelt es sich sowohl um Verschönerungen, freie Umsetzungen von Ideen als auch um firmenspezifische Marketingmaßnahmen. In den letzten zwei Dekaden konnte Studio 68 viele namenhafte Unternehmen bei der Umsetzung Ihrer Vorstellungen unterstützen.

Zusätzlich zu ihrem Kreativ-Handwerk, bietet das dynamische Duo aus Mannheim Jugendlichen, Firmen und weiteren Interessenten die Planung und Durchführung von Workshops an, nicht zuletzt um das eigen Erlernte, der folgenden Generation gewissenhaft weiter zu reichen oder schlichtweg die kunsttherapeutische Qualität des Schaffens im Hier und Jetzt weiteren Mitmenschen nahe zu bringen.
Künstlerische Beratungsdialoge sind auf der Tagesordnung, wenn es um Farben, Formen, Größen, Materialien oder die Umsetzung von Ideen geht. Im Fokus steht den Kooperationspartner und dessen Anforderungen gerecht zu werden. Gearbeitet wird hauptsächlich mit der vielseitigen Sprühdosen-technik, jedoch auch mit Pinsel, Rolle und Streichfarbe wird die eine oder andere gewünschte Vision realisiert.
Ob geschäftlich oder privat, ob innen oder außen, national oder international, der künstlerischen Umsetzung sind kaum Grenzen gesetzt.  



Studio 68 - im Auftrag der Kreativität

Steffi "STEPH" Peichal

Biographie
artist at work

Wie bist Du in Kontakt mit der Spraykunst gekommen?

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Seit ich mich zurück erinnern kann, hat mich das Zeichnen interessiert, mit Comicschriften abpausen fing es eigentlich an. Im Jahre 1992 lernte ich die Graffiti Writer „Zora & Basco“ aus Mannheim kennen, die mich ab und an als Ausfüllgehilfe ihrer „Pieces“ mit an die Wand nahmen. Ich weiß noch ganz genau, wie mich die Tatsache fasziniert hatte, zu malen ohne dabei die Wand zu berühren. So fing ich kurz darauf selbst an, meine ersten Entwürfe zu skizzieren und mit Basco meine erste Wand in den damaligen „Mannheimer Strebelwerken“ zu machen. Die beiden nahmen mich oft auf Hip Hop Partys in der Region mit, bei denen ich weitere Gleichgesinnte traf.  Im Sommer 94 habe ich mir mein erstes „Tramperticket“ gekauft und verfolgte die Hip Hop Bewegung in ganz Deutschland. Inzwischen hatte ich Steve (Supreme Force) kennengelernt, der mich auf Jams in der Schweiz und Österreich mitnahm, mich mit vielen nationalen und internationalen Graffiti Künstlern bekannt machte und mit denen ich dann auch im Anschluß eine Wand malte. Es war eine sehr kulturaustauschende- und inspirationsreiche Zeit für mich. Manche Begegnungen, wie mit Dare, Daim oder Loomit waren für mich so eindrucksvoll, dass ich damals entschied eisern meinen Weg als Aerosoul Künstlerin weiterzugehen.

Wie kam der Entschluss es hauptberuflich zu machen?

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Ich hatte über die Jahre oft intensive Einblicke in das Leben anderer professionellen Graffiti Künstler. Da gab es einige, die riesige Lagerhallen als Atelier hatten.  Daim (Hamburg) zum Beispiel oder Loomit  (München), die schon um Einiges älter waren als ich und weitaus länger mit der Sprühdose tätig waren. Sie machten Auftragsarbeiten zB. für die Stadt oder den Bürgermeister, gaben Workshops oder fertigten Themen-Leinwandreihen für eine Ausstellung an. Mir wurde damals klar, dass ich mehr experimentieren wollte, mehr Zeit zum Malen haben wollte und nicht gehetzt in einer Nacht-und-Nebel Aktion meine Bilder auf einen Brückenpfeiler, Zug oder ähnliches malen wollte, wofür man noch am Ende verhaftet wird. Ich fing an Leinwände zu malen und auf legalen Flächen zu experimentieren. In meinem Umfeld hatte es sich herumgesprochen, was ich mache und es dauerte nicht lange, da bekam ich meinen ersten Auftrag, ein Kellergewölbe in einer Mannheimer Disco gegen Honorar mit der Sprühdose zu gestalten. Ungefähr 10 Jahre danach, habe ich Jascha kennengelernt und mich mit ihm zusammen getan. So konnte ich mich auf die Ausführung der Kunst besser konzentrieren und er sich um die Auftragsbeschaffung und Auftragsorganisation kümmern.

Welche Stilrichtung sprühst Du am liebsten?

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Bei der Sprühdose ist es in erster Linie ausschlaggebend, welche Technik man anwendet. Die Verschmelzung von Hand, Gehirn und Seele. Irgendwann kristallisiert sich die eigene Technik von selbst heraus. Man kann mit der Zeit an Hand der Technik erkennen, welcher Künstler welches Graffiti gemalt hat. Manche schattieren stark, manche malen ohne Outlines. Andere wiederum malen um alles eine dicke schwarze Outline. Es gibt viele verschieden Techniken. Auch die 3D Technik ist eine bekannte Stiltechnik, wie zb. die von Daim entwickelte bekannte 3D Meistertechnik. Wenn man lange genug gemalt hat, entwickelt man seinen persönlichen „Touch“. Mein persönlicher Stil ist es, dass ich oft ohne Outlines male...ich versuche einen Mix aus Realismus und Comic Art zu schaffen.

Wie siehst Du Graffiti in der Zukunft -als Kunstform oder verstärkt kommerziell?

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Die Graffiti Kunst ist ohne Zweifel über die letzten 40 Jahre zu einer anerkannten Kunstform herangewachsen. Man findet weltweit in Museen Ausstellungen von Graffiti Artists wie Keith Haring, Banksy, Daim, El Seed u.v.m. Aber in erster Linie verstehe ich sie als eine „Straßenkunst“. Dort, wo sich soziale Brennpunkte etablieren, wird man auch oft eine starke Entwicklung von Street Art und Graffiti wahrnehmen können. Es ist eine Ausdrucksart, eine Kulturstimme, ein Austausch-Medium der Generationen für Generationen. Eine Hinterlassenschaft. Dieser Eindruck, wurde über die Jahre auch ein Favorit zur Szenennachstellung für Werbespots, Filme, Fotoshootings etc... benutzt. Die Kommerziellen Firmen kaufen sich diesen originellen Eindruck mit ihrem Geld. Ich wurde für diese Art Aufträge schon einige Male engagiert, für bekannte Marken wie z.B. Red Bull, die Fashion- und Filmindustrie etc. Im privaten kann man ähnliches beobachten...der Kunde wünscht sich dann ein Stück Street Art im Wohnzimmer...! Es wird immer Beides geben.

Ihr macht ja auch viele Workshops erzählt mal etwas darüber:

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Der Hintergrund dieser Workshop Projekte unterliegt meiner jahrelangen Erfahrung in Zusammenarbeit mit internationalen Jugendlichen aus Kriegs- und Krisengebieten mit den United Nations. Diese Kunsttrainingsmaßnahme hatte ich 2008 im Libanon entwickelt, um Kindern und Jugendlichen in Flüchtlingslagern und Armutsvierteln ein Werkzeug zum Ausdruck ihrer Gedanken zu verleihen. Durch diese künstlerische Aktivität wird ihre Fantasie aktiviert und die Fähigkeit angeregt, die traumatischen und menschenunwürdigen Erlebnisse mittels einer visuellen Stimme in kleinen Schritten zu verarbeiten. Das Besondere dieser Workshop Reihe ist, sie ist frei von Vorurteilen und dient als Peace Building Werkzeug. Im Fokus steht die heranwachsende Generation aus sozial schwächeren Gesellschaftsklassen und verschiedener ethnischer Herkunft. Den Teilnehmern wird somit eine Möglichkeit geboten wird, miteinander zu kommunizieren und sich untereinander auszutauschen.

Jascha Held

Biographie
Artist at work

Wie bist Du in Kontakt mit der Spraydose gekommen?

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Ich war seit Mitte der 90er ein Teil der regionalen Hip Hop Bewegung und sehr früh fasziniert von den Graffitis der älteren Generation wie Gismo, Rake, Royal, Kane und Peso. Nach ersten eigenen Gehversuchen in dieser Zeit mit Marker und Sprühdose hielt ich mich zu Anfang eher für wenig talentiert im Vergleich zu anderen Aktiven aus dem Freundeskreis wie z.B. Brother, RKS- und BUC - crew. Ich hab zu der Zeit auch eher meine Freizeit auf Basketballplätzen verbracht. Erst das Zusammentreffen mit Steffi 2003 hat in mir wieder die Liebe zur Sprühdose zurück geholt und gab mir dann nach und nach die Möglichkeit einer Ausdrucksform auf einem angemessenen Niveau.

Wie kam der Entschluss es hauptberuflich zu machen?

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Steffi machte ja bereits Aufträge für Kunden als wir uns kennenlernten, leider oft für Beträge, womit sich nicht wirklich davon leben ließ und ich hatte halt diese Vertriebs und Kommunikationsstärke ...so kam der Gedanke sich zusammen zu tun und von einander zu lernen....was sich ja bis heute als der richtiger Weg herausstellte.

Welche Stilrichtung sprühst Du am liebsten?

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Schwierige Frage! Ich mag es vor allem, wenn meine Kunst in keine Schublade passt. Da sie dann wiederum zu mir am ehesten passt... Es gibt Tage da kann ich mich in realistischen Themen voll ausleben und 8 Stunden lang einen Parkettboden künstlerisch nachahmen, den wir für einen Kunden möglichst detailliert als visuelle Raumverlängerung gestalten sollten. Und an anderen Tagen fühle ich mich eher nach Dose aufstechen und ner großen DripParty.... Mir persönlich wäre es zu eng, wenn man immer den selben Style und die selbe Richtung von mir erwarten würde!  

Wie siehst Du Graffiti in der Zukunft -als Kunstform oder verstärkt kommerziell?

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Kommerziell sehe ich es eher weniger. Ich denke es gibt 2 Seiten. Zum einen die Urbane, die einfach da draußen passiert und durch Street Art usw. ihre verschiedenen Facetten zeigt und zum Anderen, die Künstler die das Medium Sprühdose für sich nutzen und damit ihren Lebensunterhalt verdienen. Es sogar bis in Galerien und Museen schaffen. Beides hat seine Daseinsberechtigung und entwickelt sich hoffentlich weiter.  

Ihr macht ja auch viele Workshops erzählt mal etwas darüber:

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Die Workshops sind sehr interessant und sind in den letzten Jahren von einem Nebengeschäft gerade in den Sommermonaten mehr und mehr in den Focus gerückt. Was mir persönlich so gut daran gefällt, ist die Tatsache, dass wir es da schaffen ein Stück heile Welt zu kreiren. Dadurch, dass wir vom SAP Manager bis zu Migranten Kindern aus den eher sozial schwächeren Schichten mit allen arbeiten, sieht man da immer sehr gut, wie einfach das Miteinander eigentlich sein könnte. Da können auf einmal die Reichen mit den Armen, jung mit alt, Christen mit Moslems miteinander, sogar die verschieden Länder wie z.B. die Serben mit den Albaner wer auch immer... weil sie sich in der Zeit von Vorurteilen und der ganzen Scheiße lösen und einfach miteinander als MENSCHEN gemeinsam etwas schaffen und gestalten.  Es ist immer wieder beeindruckend, wenn man das immer wieder erlebt und sieht wer hier in Deutschland so alles den Bambi für Integration bekommt, fragt man sich schon wo sind eigentlich unsere Rehe ;)